Dass man im Jazz auch bei stark gedrosselter Geschwindigkeit recht weit kommen kann, haben vor allem The Necks immer wieder gezeigt. Doch die drei Australier sind nicht allein, wenn es ums Rekordhalten im Slow Jazz geht. Ernsthafte Konkurrenz kommt derzeit aus Belgien, wo das Quintett Fieldtone mit seinem »Book Of Air« eine beeindruckende Langsamkeitsstudie vorgelegt hat. An zwei Gitarren, Bass und der Kanklės, einer litauischen Zither, erzeugen die Musiker, unterstützt von sacht pochendem Schlagzeug, mit sehr verhaltenen Gesten, irgendwo zwischen Shoegaze-Jazz und Zeitlupenpsychedelik, einen Sog nach innen, der seinem Titel alle Ehre macht. Es sind laue Lüfte, die dort wehen, was aber als großes Kompliment gemeint ist. Fieldtone müssen keinen Sturm entfachen, um die Faszination dieses so kräftigen wie wenig greifbaren Elements in musikalische Sprache zu übersetzen. Die Wucht liegt, wenn man so will, in der konzentrierten Stille, im Den-Tönen-hinterher-Hören, so als stehe man in einer weiten Landschaft und ließe den Blick schweifen. Strenge Systematiker mögen einwenden, dass für reinen Jazz womöglich der Improvisationsanteil zu gering ausgefallen ist. Doch dass die Musiker aus der improvisierten Musik kommen, merkt man den Stücken durchweg an. Sie atmen Jazz.
Fieldtone