Die Brüder David und Peter Brewis – aka Field Music – stammen aus der nordenglischen, einstmals florierenden Schiffbaustadt Sunderland – so wie die bekannten New-Wave-Recycler von Maximo Park und The Futureheads, mit denen sie einst den Proberaum teilten. Doch damit enden auch schon die Gemeinsamkeiten. Nicht gedoppelte Gitarren und stürmische Hymnen, sondern kunstvoll arrangierte Chor- und Streichersätze, die auf ungerade Takte und melodische Basslinien treffen [eine Kombination, die Liebhaber von Left Banke, XTC und den Gainsbourg-Alben bis 1976 mit der Zunge schnalzen lassen] zeichnen seit 2005 die pianolastigen Art-Popsongs von Field Music aus. Nach dem medial übersehenen Zweitwerk »Tones Of Town« gab es unter den Brüdern Uneinigkeit über die zukünftige Ausrichtung. Dies lösten David und Peter, indem sie 2008 hörenswerte eigene Projekte (School Of Language bzw. The Week That Was) ins Leben riefen. Von diesen Erfahrungen profitierte 2010 das dritte Field-Music-Album »Measure«, das mit »Them That Do Nothing« sogar einen Radiohit enthielt, der vielerorts als Anspielung auf den Privatisierungswahn gewisser europäischer Länder verstanden wurde. Ökonomische Fragen werden auch auf »Plumb« thematisiert. Doch nun richtet sich der Blick ganz auf die Lebenswelt der immer noch in Sunderland (wenngleich im neuen Studio) arbeitenden Brüder. Die Beobachtung, wie ein Großteil der arbeitslosen Bevölkerung aus Scham auf gesellschaftliche Rechte verzichtet, ist mal in anschaulicher Lehrstück-Manier (»Choosing Sides«), mal in drastischer Prägnanz (»Guillotine«, »Who’ll Pay The Bills?«), doch stets mit Gespür für atmosphärische Ruhepunkte verarbeitet worden. Und die Gewissensnöte freischaffender Musiker sind selten so anrührend besungen worden wie in »Sorry Again, Mate«: »Does it make a difference, an hour in bed? / What was it I said that it helps to forget about? / Can I afford another day on my own / Sat in the kitchen with the radio on?«
Plumb
