Review

Fhloston Paradigm

Cosmosis Vol. 1

Hyperdub • 2015

Mit analogem Equipment eine post-digitale Zukunft beschreiben zu wollen, ist nicht nur paradox, sondern auch anachronistisch. Deshalb von Retrofuturismus zu sprechen, wäre allerdings auch bescheuert. Fhloston Paradigm ist das Pseudonym von King Britt, der sich unter dem – übrigens eventuell dem Sci-Fi-Klassiker »The Fifth Element« entliehenen – Namen an seiner Hardware austobt. Nachdem er 2014 darunter sein Debütalbum »The Phoenix« veröffentlichte, folgt nun mit »Cosmosis Vol. 1« eine EP, die erneut alte Soundsprachen mit der Grammatik gegenwärtiger Bass-Musik vereinen möchte, um aus der Synthese eine eigene Stimme zu erhalten. »Sonic Six« ist in diesem Sinne ein starker Auftakt: Elegische Synthies flirren und bleepen durch den Mix, im Vordergrund steht aber ein verhetzter Breakbeat, der die kosmischen Weiten ins Hardcore Continuum reintegriert. Ein Track, der gerade deshalb so schön ist, weil er Kurs in Richtung Nirgendwo nimmt. Anders »Faith«, ein fast zwölfminütiges Build-Up ohne Auflösung. Orgel-ähnliche Akkorde, Klicker-Melodie und Windspiel-Ornamente finden zwar gelungen zusammen, verbleichen aber enttäuschender Weise nach und nach. Auch »Past« macht den Eindruck einer unausgereiften Skizze, einer Etüde in Sachen Knöpfchenturnerei. Leiernde Loops laufen frei umher, eine Synthie-Line wird mal hoch- und mal heruntergeregelt, ein satter Bass schleicht sich ein – und dann? Ebbt alles ab. Das ist vielleicht Britts ganz eigenes Paradoxon, sein Anachronismus: Dass er ihm die Konsolen, hinter denen er hockt, den Blick auf die Zukunft versperren.