Review Rock

Fever Ray

Radical Romantics

Rabid • 2023

Karin Dreijer alias Fever Ray lächelt verschmitzt vom Cover ihres neuen Albums »Radical Romantics«. Doch das Lächeln wird durch die weiß übermalte Glatze und ein paar herunterhängende Strähnen ins Groteske gezogen. Ähnlich bewegen sich die zehn Tracks zwischen düsterer Theatralik und bizarrer Euphorie. Dass Dreijer viele Gesichter hat, beweist sie schon, seit sie Ende der 1990er Jahre mit ihrem Bruder Olof Dreijer das Duo The Knife gründete. Dass »Radical Romantics« auf seltsame Weise Rückblick und Ausblick zugleich ist, liegt auch daran, dass ihr Bruder nach acht Jahren wieder an Teilen der Songproduktion beteiligt war. Die The-Knife-Nostalgie mischt sich mit einem eigentümlich gespenstischen Goldfrapp-Sound und geht tief: »Love’s Carbon Dioxide«, singt Dreijer in der Single-Auskopplung, die den Albumtitel trägt. Vom Opener »What They Call Us« bis zu »Bottom Of The Ocean« nimmt uns Fever Ray mit auf eine Reise zwischen Leere, Sehnsucht und Ekstase. Dabei hat die Schwedin Karin Dreijer die Düsternis ihres selbstbetitelten Debüts beibehalten, sie mit der Radikalität von »Plunge« getoppt und den Kreis zu The Knife geschlossen. Als hätten IAMX und die Chromatics ein Kind gezeugt, das älter ist als die beiden amerikanischen Bands selbst. Der seltsame Fall der Karin Dreijer