Alexander Mossolows Orchesterstück »Eisengießerei« hat es vorgemacht: Der »Takt der Arbeit« lässt sich ganz prächtig in Musik übersetzen. Ähnlich wie bei dessen modernistischer Feier des Sozialismus in seiner industriellen Realität hat sich der Hamburger Klangkundler Felix Kubin für sein erstes Album bei Editions Mego den Rhythmus der kapitalistischen Gegenwartsökonomie zum Vorbild genommen. Lässt Computer mit ihren Startsounds hochfahren, Telefone klingeln und andere Kommunikationssignale als Kontrollpuls der Produktivität in seiner Musik mit weniger offenkundig konditionierungsdienlichen Tönen zusammen in kritischer Absicht erklingen. Was sich unter anderem darin niederschlägt, dass die Rhythmen der Maschinen nicht den Beat vorgeben, sondern integriert werden in fast kammermusikalische, an Avantgarde-Pionier Edgar Varèse erinnernde Perkussionetüden, die sich vom »Takt der Arbeit« zwar inspirieren lassen, insgesamt aber nach ihren eigenen Regeln spielen und aus den Vorgaben eigene Strukturen entwickeln. Durchsetzt mit Samples aus alten Industriefilmen westlicher wie östlicher Herkunft, um die Sache noch verwirrender zu machen. Das Wortspiel des Titels mit dem Tag der Arbeit mag da einerseits zynisch klingen, andererseits lässt sich dieser Takt auch als komponierter Protest verstehen. Man kann ja mal versuchsweise dazu tanzen, um seinen Körper aus etwaigen Verwertungszusammenhängen zu lösen.
Felix Kubin & das Mineralorchester
II: Music For Film And Theatre
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