Review

Feist

Multitudes

Polydor • 2023

Beim experimentellen Opener »In Lightning« des mittlerweile sechsten Feist-Albums denkt man angesichts der tribalistischen Drums und des sirenenhaften Gesangs unweigerlich, dass Leslie Feist nun endgültig ihre innere Björk channelt. Doch der Song führt auf eine etwas falsche Fährte, denn »Multitudes« entpuppt sich als das bislang ruhigste, zerbrechlichste und intimste Werk der 47-jährigen Kanadierin und frischgebackenen Adoptivmutter.

Mit zart gezupften Akustikgitarren, fast gänzlich ohne Schlagzeug und natürlich mit ihrer charakteristischen Stimme, die stets im Mittelpunkt der zwölf neuen Songs steht und gelegentlich zum Chor erweitert wird, verhandelt »Multitudes« Themen wie Mutterschaft und Mutter Natur, Kameradschaft unter Frauen und den Tod. Das ist manchmal, wie bei »The Redwing«, fast zu gemütlich und geht, wie schon bei älteren Liedern, in Richtung Kinder- oder Schlaflied.

Aber es gibt sie noch, die eigenwilligen, unvorhersehbaren Momente: etwa wenn in »I Took All Of My Rings Off« alte, abgespacete Synthies erklingen oder sie in »Become The Earth« davon singt, dass wir alle eines Tages buchstäblich zu Kompost werden. Und hier schließt sich der Kreis zu Björk, die mit Naturmetaphern nicht geizt und zum Beispiel davon singt, dass sie einen Liebhaber so sehr brauche wie ein Virus einen Wirt.

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Feist
Multitudes
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