Wer Jazz für ein abgeschlossenes Kapitel der Musikgeschichte hält, das nur retrospektiv anhand der alten, meist toten Helden zu beurteilen ist, kann aufhören zu lesen. Fazer ist ein Quintett aus München, das auf bisher drei Alben das Genre wunderbar undogmatisch interpretiert, was im Widerspruch zur akademischen Ausbildung der Musiker steht. Gerne haben sich Fazer in Rand- und Nebengebiete begeben, gelegentliche Ausflüge in Krautrock und Avantgarde eingeschlossen.
So gesehen ist das vierte Album »Yamaha« vielleicht das jazzigste dieser Jazz-Not-Jazz-Band, dann aber auch wieder nicht. Trompeter Martin Lindermayr führt mit seinem sanften, zurückgenommenen, lyrischen Spiel durch die acht Tracks, ohne gleich mit dem Chet-Baker-Fähnchen wedeln zu müssen. Die Verbindungen zu anderen Genres sind auf »Yamaha« weniger offensichtlich, sie sind subtiler in die Tracks eingewoben. Hier ein Sambarhythmus, dort Anklänge an den Postrock der Chicagoer Schule der 1990er Jahre. In »Honda« spielt Gitarrist Paul Brändle ein Gitarrensolo zwischen John Fahey und Yacht-Pop, und mit »Chrome« zeigen Fazer, wie ein Jam-Rock-Song unter ihren ganz eigenen Bedingungen klingen würde.
Yamaha