Das zweite Soloalbum von Josh Tillman, den man langsam aber sicher nicht mehr als ehemaligen Fleet-Foxes-Drummer vorstellen muss, soll ein Konzeptalbum über einen Narziss voller Welt- wie Selbstekel sein. War das auf dem Debüt anders? Auch damals schrieb er nahezu ausschließlich Songs über sich selbst. Nun singt er sogar auch mal in der dritten Person über sich (»The Night Josh Tillman Came To Our Apt.«). In manchmal kryptischen, dann wieder witzigen oder tiefgründigen Texten geht es zumeist darum, wie krank und korrupt die ach so böse Welt ist und dass dagegen – wenn überhaupt –nur die große Liebe helfen kann. Für seine Angebetete und gegen den Rest der Welt schmelzt sich Father John melodietrunken und harmoniesüchtig durch die neuen Songs. Orchestraler Folk bildet die Grundlage, dazwischen kommen Mariachi-Bläser, soulige Chöre, eine Surf-Gitarre und sogar Studiogelächter (am Ende der tollen Springsteen-Verarsche »Bored in the USA«) zum Einsatz. Am deutlichsten beeinflussen aber die nahezu allgegenwärtigen, barocken Streicher den Sound. Willkommene Ausnahmen sind der wütende Rocker »The Ideal Husband« und das disco-poppige (und damit wortwörtlich aus der Reihe tanzende) »True Affection«. Auch wenn Tillman es mit Pathos und Selbstbezogenheit etwas übertreibt, ist »I Love You, Honeybear« ein ähnlich erstaunliches Werk wie »Fear Fun«. Die Überraschung ob der Güte des Songwritings ist jetzt einfach nicht mehr so groß – und einige der zu süßlichen Geigen hätte Jonathan Wilson im Studio getrost weglassen können.
I Love You, Honeybear