Review Rock

Ezra Furman

Twelve Nudes

Bella Union • 2019

»This is our punk record.« So nonchalant wie treffend Furmans Ankündigung zu seinem fünften Album ist, so überraschend kommt »Twelve Nudes« nur ein gutes Jahr nach »Transangelic Exodus«. Timing und auch Sound der elf knappen Songs machen deutlich, dass Ezra Furman weder auf normale Verwertungszyklen noch auf stringente künstlerische Fortentwicklung etwas gibt. Klang der flamboyante bis überkandidelte Vorgänger zwischen Folk und Doo-Wop noch nach der Theatralik von Queen oder Elton John, schlagen nun alle rotzigen Gitarren soweit ins Rote aus, dass Furman hörbar Mühe hat, über diese Version von Garage-Punk gemischt mit klassischem Rock‘n‘Roll zu sing-schrei-kreischen. Die Aufnahmen in Oakland gingen sicherlich auf die Stimmbänder – aber was will man auch machen, wenn die Welt in den letzten paar Jahren (nicht nur, aber vor allem) für »queer jews« wie ihn immer unerträglicher wird und die ganze Wut darüber irgendwie raus muss? Die plakativen, bigger-than-life Lyrics und weniger verzerrte Songs (etwa »Transition From Nowhere To Nowhere« oder die Ballade »I Wanna Be Your Girlfriend«) sind dann doch immer noch so typisch Ezra Furman wie der dick aufgetragene Lippenstift auf den Promo-Fotos. Statt Weltflucht stehen die Zeichen nunmal eher auf ungehübschte Gegenwartsanalyse. Glamouröse Instrumentierung würde dazu nicht wirklich passen, drum hat er doppelt Recht, wenn er zu Protokoll gibt: »The songs are naked with nothing to hide.«