Laurène Exposito hat ein Faible für Kassetten. Diverse EPs veröffentlichte sie in diesem Format auf ihrem eigenen Label Waving Hands Records, Alben hingegen erschienen auf Vinyl auf dem niederländischen Imprint Knekelhuis. »Honolulu / Saigon« schlägt nun eine Brücke zwischen Medium und künstlerischer Ausdrucksform: Die zwölf Tracks setzen sich aus unveröffentlichtem Stoff und Material zusammen, das bereits auf Tape erschien. Das schwermütige »La Croquis De La Femme« etwa datiert von 2016 und wurde damals mit dem Folgetrack »La Mort De La Maîtresse« veröffentlicht – die Grenzen zwischen Album und archivarischer Compilation fließen also ineinander. Ist aber gar nicht so wichtig, denn Expositos liebenswürdig imperfekter, minimaler Sound nimmt über ihre Schaffensphasen hinweg ein. Hochtrabende Melodien wie in den eben erwähnten Stücken wechseln sich ab mit wahrhaftigen Songs wie »Put Down«, in denen der Gesang der Französin aus den Tiefen des Mixes hallt. In ihrer Nonchalance erinnert sie dabei beispielsweise an Deux, obgleich EYE den Pop-Charakter, die Eingängigkeit weniger dem Chanson als den instrumentellen Passagen entlehnt. Die Stärke der Kleinode, die sie aus ihrer Hardware holt, liegt insbesondere in der Emotionalität, die jeder noch so vermeintlich simple Track entfacht. Melancholische Nummern wie das erstmals veröffentlichte »Bad Jazz« hört man wie selbstverständlich zu Ende, Skippen würde sich falsch anfühlen. Die große Ausnahme bildet »Your Face Is A Picture«, in dem eine Acid-Line an Fahrt gewinnt und auf den Floor zwingt.
Honolulu / Saigon