Review Dance

Evigt Mörker

Ett Vilt Ljus

Northern Electronics • 2025

In der elektronischen Musik gibt es viele Ausprägungen der Psychedelik. Da wäre DJ Koze, der auf seinen Alben Pop im Angesicht des Sonnenlichts verwirrt, oder Eris Drew und Octo Octa, die mit ihrer als »Motherbeat« gelabelten Musik psychoaktive Geborgenheit ausstrahlen. Die Waldschrate von Northern Electronics haben damit wenig gemein, schubsen sie in ihren Tracks doch unter prozessiertem Maultrommelgeratter aufs Eis und warten, bis die Angst einsetzt. Glasklar, rein und mit dem großen Gewinn der Selbsterkenntnis. Einer der versiertesten Hypnotiseure des Labels ist der Schwede Evigt Mörker, der mit dem Fünf-Tracker »Ett vilt ljus« eine kalte Jagd veröffentlicht, die die Kernessenz des Labels in sich trägt.

Der Opener »Hemliga eldar« bimmelt mit unheilschwangeren Glocken los und sät mit grollenden Tieffrequenzen erste Zweifel am eigenen Verstand. »Sprucket rum« baut einen immerwährenden Loop aus widerhallenden Störgeräuschen und leicht versetzten Kicks, sodass an Four-To-The-Floor-Entspannung nicht zu denken ist – Grundformel Desorientierung. Auf »Ormen som vilar« pochen die Schläge gerade, Funktionalität kommt in der skandinavischen Eiswüste also doch nicht zu kurz. Dann ein dramatisches Zwischenspiel, das mit Engelschören konventionelle Schönheit zulässt und auf ein Posh-Isolation-Release passen würde, ehe der monströse Titeltrack unter anfänglichem Jaulen den Dancefloor übernimmt. »Es weht ein Wind durch die Welt, und den gab es schon immer«, heißt der Closer übersetzt. Stimmt.