»Ich nenn mich Erfolg, dann hab ich immer Erfolg in meinem Leben.« Gleich die erste Zeile ist Motto und Ermächtigungsstrategie von Johannes von Weizäcker, der zusammen mit dem »besten Damenchor aller Zeiten« nun Erfolg heißt und, so Gott will, auch hat. Der Sänger der Londoner Band The Chap versucht hier, erstmals in deutscher Sprache zu musizieren und gleichzeitig seine erkenntnistheoretische These gemäß des obigen Mottos Wirklichkeit werden zu lassen: »durch bloße Behauptung zum Sein; ich bin so wie ich mich selbst bezeichne.« Erwartbar schnell ironisch gebrochen (weil vor allem der Erfolg vor Arbeitsamt oder Scheidungsrichter herbeigesehnt wird) erinnert das Ganze gerade inhaltlich platt gesagt an eine nicht ganz so witzige, clevere Version der letzten Jacques-Palminger-Platte. Nette Liedchen über Festivalbesucher und Szenechecker, Investment-Banker und Flüchtlingslager folgen, wobei Sound wie Textarbeit vor allem auf die Staatsakt-Label-Kollegen Der Mann verweisen: schließlich heißen einige Lieder (ob Brillen-, Klavier-, Maus- oder Fach-) eben irgendwas mit »-mann«. Obwohl das Album als Ganzes leider nicht vollkommen zu überzeugen weiß, ist Erfolg zumindest positiv anzurechnen, dass auch sie (optimistisch gesehen) an der Re-Politisierung der deutschen Indie-Szene partizipieren, die sich durch Messer, Die Nerven oder Trümmer ankündigt. Der Weizäcker (auch wenn »nur« Großneffe des ehemaligen Bundespräsidenten): guter Mann; mit Live-Unterstützung von Der Mann sicherlich noch durchschlagender.
Erfolg