Gibt es ein geileres Instrument als das Vibraphon? Nein, natürlich nicht! Enzo Randisi, ein Weltkriegsgeborener Beatles-Verschmäher mit einer Schwäche für Whisky, Zigaretten und Jazz, hat das spätestens in dem Moment gerafft, als ihm die Amis ihre Platten von Lionel Hampton vorspielten. Das ist lange her. So lange, dass Enzo Randisi schon wieder ein paar Jährchen unter der Erde liegt und man in seiner Heimatstadt Palermo längst Memorials für den »größten unbekannten Vibraphonisten« feiert. Dass der gute Randisi außerhalb Siziliens größtenteils unbekannt ist, kann man trotzdem zugeben, weil: Man muss ja nicht alles kennen. Das heißt nicht, dass man »Enzo Randisi«, die neue Platte von Eating Standing, dem tutto-italiano-Erbverwalter-Label, ignorieren sollte, im Gegenteil: Wer eierkraulenden Modaljazz davor nicht mal mit der Dur-Tonleiter gehört hat, bekommt hier den überfälligen Stiefeltritt auf dem – natürlich, natürlich! – geilsten Instrument: dem mobilen Klimperkasten. Gestreichelt von Enzo Randisi, begleitet von seinem Sohn, der das zweitgeilste Instrument, ein Rhodes von Fender, in einer dicken Wolke Marlboro Gold erstickt. Darauf schalten wir die Tageslichtlampe ein, gießen uns zweidrei Limoncelli auf und denken an Urlaub in Italien.
Enzo Randisi