Es wirkte wie ein Scherz: »The Satellites«, die erste Hörprobe des Kollaborationsalbums von Brian Eno und Karl Hyde. Selbst der gemeinhin milde gestimmte Singles Club des britischen Magazins FACT gab eine Wertung von 2.8 von 10 möglichen Punkten. Autor John Twells kommentierte seine Ein-Punkt-Wertung mit den Worten: »Ich hoffe, der Praktikant, der das produziert hat, hat zumindest ein paar Gratisdrogen bekommen.« Tatsächlich klang der Song mit seinen quakenden Midi-Trompeten und den deplatziert wirkenden Crooner-Vocals nicht wie das gemeinsame Produkt eines Studio-Wizards wie Brian Eno und dem Underworld-Mitglied Karl Hyde Sondern eher wie ein Scherz, ein sehr schlechter eigentlich. Daran änderte auch die beeindruckende Gästeliste wenig, denn was Enos Tochter Darla, Roxy Music-Kollege Andy Mackay, Sinéad O’Connor-Produzent John Reynolds Georgia Gibson und der erst zwanzigjährige Co-Produzent des Albums, Fred Gibson, überhaupt zu diesem albernen Stück Preset-Ready-Made-Pop beigetragen hatten, blieb offen. Über eine Länge von neun Songs auf 44 Minuten weiß »Someday World« den ersten Schock zwar mit dem einen oder anderen gelungenen Stück abzumildern, im Großen und Ganzen aber enttäuscht dieser Versuch zweier Ausnahmemusiker, sich möglichst naiv und unvoreingenommen den simplen Freuden des Produzierens mit frischen Ohren zu widmen. Der Preset-Clusterfuck von Album wird leider nicht allein von seinem charmanten Charakter getragen. Wie ideenlose Musik nicht durch Soundbombast aufgewertet werden kann, so kann eben reine Spielfreude musikalische Mittelmäßigkeit nicht ausgleichen. »Someday World« bricht zwar gekonnt mit der Erwartungshaltung von Fans und Kritik, zahlt dafür jedoch den entsprechenden Preis.
Someday World