Review

Emma-Jean Thackray

Yellow

Movementt • 2021

Kennt man ja: Seit frühester Jugend schon Trompete und Kornett in einer Blaskapelle gespielt, von hier direkt zum Jazzstudium an irgendein royales College in Cardiff und weiter als geheimer Liebling von Gilles Peterson zum London Symphony Orchestra, mit dem dann ein bejubeltes Konzert beim London Jazz Festival gespielt wird. Puh! Was Emma-Jean Thackray in den letzten fünf Jahren aufs internationale Jazzparkett gelegt hat, klingt von vorne bis hinten durchgeplant. War es aber nur halbwegs, wie ihre Musik, die mehr während intensiver Jams als im Computer entsteht, dort dann lediglich den Sampling-Feinschliff erhält. Bereits mit dem Debütalbum »Yellow« hievt sie ihren Sound so auf ein Level, das sich andere erst mal mit zig tausend Euronen in Masterclasses für Arrangements und Produktion erkaufen wollen – es dann aber doch nicht packen. Emma-Jean Thackray bringt als fertig studierte Multiinstrumentalistin nicht nur das technische Knowhow, sondern auch die wohlsortierten Einflüsse mit, die ein solches Album in der pulsierenden Londoner Jazz-Szene einfach haben muss, um gegenwärtig auch nur irgendetwas zu reißen. Die 14 Stücke von »Yellow« sind thematisch von Astrologie und psychedelischer Innenschau, von kosmischen ebenso wie transzendenten Prinzipien geprägt und bestehen weitgehend aus segmentierten Aufnahmen von Impro-Sessions, denen Thackray mit ihrer Band im Studio nachging. Die Atmosphäre eines Live-Konzertes ist dementsprechend nonstop spürbar, in manchen Momenten wie dem psychedelisch taumelnden Opener »Mercury« oder beim vorwärtsfunkenden »Venus« aber auch die einzig bleibende Erklärung für so viel durchgeknallte Vitalität und rhythmische Varianz. Unterschiedlichstes wird hier verschmolzen – von allem etwas, von nichts zu viel. Es finden sich da Spuren von der Spiritualität Alice Coltranes und der intuitiven Instrumentierung eines Pharoah Sanders ebenso wie die Big-Band-Arrangements von Duke Ellington und die Power Fela Kutis, klassische Motown-Vibes und frische Beat-Fills Marke J Dilla wieder. Emma-Jean Thackray tänzelt diesen Einflüssen aber weniger hinterher als viel mehr vorneweg, ohne zu stolpern.