Review Rock

EMA

The Future’s Void

City Slang • 2014

Während sich die ganze Welt zu den Klängen von Pharrells »Happy« die Sonne aus dem Arsch scheinen lässt, gibt es noch ein paar Künstler, die ihre Ängste und Depressionen pflegen. Das dritte Album der Songwriterin Erika M. Anderson besteht vor allem genau daraus. Es geht um das große Digitale und Paranoia. Und wer einen Stück mit dem Namen »Cthulu« im Angebot hat, gibt damit ziemlich genau die Richtung vor, in die dieses Album geht. Doch EMA versteift sich nicht auf abstrakte Bilder, sondern benennt sehr oft und sehr konkret, was da im Dunkeln auf die Menschheit lauert. Teilweise ja selbstverschuldet. »Making a living off of taking selfies,/ is that the way that you want it to be?« Virtuelles frisst Hirn. Und Körper. Der Mensch löst sich auf zu einem Bündel an Daten, die der Kapitalismus zur Profitsteigerung fröhlich auswertet. Kulturpessimismus, allerdings völlig angebracht und überzeugend vorgetragen. Mit jeder Zeile greift sie dafür tiefer. »We make the constellations out of her beauty marks, we make the constellations out of the falling stars.« EMA beherrscht Synthies und Gitarren, zieht die Dinger passend zu ihrer Stimme im Sound wieder und wieder hoch. In »100 Years« spielt sie mit dem Klavier und den leisen Passagen, für einen Moment gibt es Luft auf dieser Platte und nicht alles versinkt in Depression, wohingegen »Neuromancer« ein paar Minuten vorher den Erstickungstod beschwört mit Industrial und Noise. Als Songwriterin bündelt EMA diese ganzen Einflüsse aber immer perfekt auf den Punkt, den sie in ihren Stücken braucht, um langsam aber sicher das Licht zu dimmen. »When She Comes« umschmeichelt sanft und entschlüpft auf den letzten Metern hinaus in den dunklen Himmel, der mittlerweile die Farbe eines Fernsehbildschirms angenommen hat, der einen toten Kanal überträgt. Die Zeichen stehen tatsächlich auf Leere. Was bleibt, wenn der Laptop aus ist? EMA bringt das alles so nah und mit so wunderschöner Stimme vor, dass »The Future’s Void« einen in die perfekte innere Unruhe stößt. Das Ende kommt schleichend und langsam. Das leere Rauschen über der Welt – niemand hält es für den Moment besser fest als EMA.

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EMA
Future's Void
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