Review

Electric Jalaba

El Hal (The Feeling)

Strut • 2021

It’s a family affair… Electric Jalaba sind wie die Kelly Family, nur geiler. Kurz zur Erklärung, da es gerade beim Sound der Londoner Band nicht ganz offensichtlich ist: Hinter diesem Namen verbergen sich die vier Brüder Keen (Olly, Barnaby, Nathaniel und Henry), die den italienischen Engländer Dave De Rose und dem marrokanischen Künstler Simo Lagnawi »adoptiert« haben. Nach zwei durchaus gut besprochenen Alben, die noch beide im Eigenvertrieb veröffentlicht wurden, sitzt nun mit Strut genau das richtige Label mit im familiären Wohnzimmer. Sonst hat sich gar nicht so viel geändert: Die Gebrüder Keen spielen einen punk-rotzigen Elektro-Funk, De Rose treibt alles an wie mit einer gut geölten Eisenbahn – und im Herzen des Projekts lebt sich Lagnawi aus. Mitten unter gleichfühlenden zaubert der Marokkaner auf seiner Gimbri – einem Saiteninstrument, das ein wenig an eine Saz erinnern könnte – jene Töne, die aus den zehn Stücken eine ganz eigene Stimmung rauskitzeln. Die Zupferei, die nicht ohne Grund an mittel-westafrikanische Küsten- und Wüstensounds erinnert (die Gimbri stammt aus Guinea), bietet ein zeitloses Bett. Dazu singt Lagnawi auf Arabisch. Auf einer Strecke zwischen Arabien, Marokko, London und Guinea produzieren Electric Jalaba nun ein Album, das passenderweise »El Hal« betitelt wurde: Das Gefühl. Denn vieles von dem, was hier stattfindet, will man gar nicht unbedingt in nationalen Grenzen verorten, meistens sind die Hybridisierungen dem genau entgegengesetzt. Man soll eben nicht die ganze Zeit schauen, wo alles herkommt, sondern einfach auch mal fühlen.