Review

Eiko Ishibashi

Evil Does Not Exist

Drag City • 2024

Manchmal braucht es den Zufall, damit Großes entstehen kann. Die japanische Komponistin und Musikerin Eiko Ishibashi hatte den Regisseur Ryusuke Hamaguchi gebeten, die Visuals für eine Reihe von Konzerten zu entwerfen. Der daraus entstandene 30-minütige Kurzfilm »Gift« inspirierte den Filmemacher wiederum zu seinem Langfilm »Evil Does Not Exit«, einen kapitalismuskritischen ökologischen Thriller. Und für den hat Eiko Ishibashi den Soundtrack aufgenommen. Es ist die zweite Zusammenarbeit der beiden nach dem Score zum Oscar-Gewinner-Film »Drive My Car« aus dem Jahr 2021.

Das Resultat dieser ungeplanten gegenseitigen künstlerischen Befruchtung ist ein weiteres Post-Genre-Meisterwerk der Japanerin, in dem sich Violine, Cello, Gitarre (gespielt von Ishibashis Langzeit-Partner Jim O’Rourke), Schlagzeug, Keyboards und Synthesizer in den verschiedensten Kontexten formieren, um sich im nächsten Track wieder aufzulösen. »Evil Does Not Exit« hat einiges zu bieten: orchestrale Streicher-Herrlichkeit, kammermusikalische Reminiszenzen an die Romantik, den Link zur europäischen Avantgarde und den gewissen Ambient-Drone. Das ist Musik gewordene Poesie.