Manchmal setzt man sich Ziele und verfehlt sie. So erging es auch der japanischen Songwriterin Eiko Ishibashi mit ihrem neuen Album »Antigone«. Leicht sollte es werden, verriet sie in einem Interview – Musik, die im Hintergrund laufen kann. Jetzt flirren die acht Songs zwar deutlich in Gefilden des Indie Pop, allerdings wäre es ein Irrsinn, dieser Platte nicht genau zuzuhören. Und leicht ist sie zu keiner Sekunde: Das übergeordnete Thema sei das Wort »Friedhof« gewesen, sagte sie – und das beschreibt die Spannung im Wesen dieses Sounds sehr gut.
»Trial« könnte zum Beispiel ein schwebendes Stück Herrlichkeit sein, wenn da nicht dieser erdrückende Rhythmus wäre, der nach und nach den Rest des Songs befällt. Oder »The Model«, das in eine windschiefe Apokalypse abgleitet, die sich am Ende per Orchestergraben verflüchtigt. Auf diesem Album lässt sich einer Implosion von Popmusik lauschen. Nichts hat seinen festen Platz, nichts gibt Halt – vielmehr fühlt sich »Antigone« asynchron an, obwohl doch alles genau platziert scheint. Die letzten Momente von »Continuous Contiguous« legen das düstere und verletzliche Herz dieser Platte frei. Wer genau hinhört, findet die Dunkelheit, die Unsicherheit unserer Tage in diesem Album. Wer dieses Album einmal gehört hat, den wird es verfolgen. Egal wohin, egal mit welchem Ziel.

Antigone