Wo die heißen Winde wehen: Auf dieser Platte glüht der Sand, liegt unbeweglich in der Sahara oder wird von einem Gibli-Sturm unerbittlich vor sich her getrieben. Der italienische Komponist Egisto Macchi malt mit spartanischen Tönen von Orchesterinstrumenten oder Elektronik ein Wüstenpanorama, wie man es treffender nicht in Klänge übersetzen könnte. Macchi, hierzulande am ehesten bekannt als Mitgründer des Komponisten-Improvisationskollektivs Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza wo er unter anderem mit dem Kollegen Ennio Morricone kollektive Kommunikationsformen erkundete, war neben seiner Arbeit als Avantgarde-Komponist vor allem Produzent von library music für Film und Fernsehen. »Il Deserto« von 1974 war eine seiner Schallplatten, die als Soundtrack für imaginäre Filme, genauer für den Bedarfsfall, gedacht waren. Entsprechend reduziert fällt die Musik aus, Drones, simulierte tribalistische Rhythmen und höchst ökonomische Melodien oder flirrende Streicher-Tremoli sind die Hauptzutaten dieser meistens tonalen, gelegentlich auch kräftig dissonanten Wüsten-Suite. Sehr statisch und monochrom das Ganze, wie man sich so eine Sandlandschaft eben vorstellt, genau daher aber auch immens präzise und suggestiv.
Il Deserto