Review

Efterklang

Windflowers

City Slang • 2021

Ein Buschwindröschen im Eisblock – passender als das Cover des mittlerweile sechsten Albums von Efterklang kann man die Musik des dänischen Trios wohl kaum visualisieren. Die zarte Frühlingsblume als vielseitiges emotionales Symbol, als natürlicher, organischer Mittelpunkt eingeschlossen und gleichzeitig konserviert in der auskristallisierten Flüssigkeit des Lebens. Sinnbildlich umschließt der artifizielle, aber dann nur selten unterkühlte Electro-Pop den sanften, einfühlsamen Kern der neun frischen Songs. Gleich im Opener »Alien Arms« fleht Sänger Casper Clausen »Let me into your heart« und das Eis beginnt direkt zu schmelzen. Weiter geht es mit Klavier und Streichern à la Kammermusik und immer wieder Natur-Metaphern: von Sonnenfinsternis über Gestein und Federn bis zu Libellen. Themen wie Neubeginn, Entwicklung, Kreisläufe und Veränderung lassen sich mit diesen Bildern aus der Natur trefflich beschreiben sowie umschreiben. Daneben singt Casper Clausen – mal im Falsett, mal mit Vocoder verfremdeter Stimme – über sehr melodische und geschmackssichere Arrangements natürlich auch wieder über die Liebe. Das alles macht »Windflowers« zum bisher zugänglichsten und poppigsten Album der Bandgeschichte. Auch weil man im fast acht-minütigen Abschlusstrack »Åbent Sår« die einzigen echten Club-kompatiblen Beats findet, die auf älteren Werken noch regelmäßig auftauchten. Die Pandemie hat deutlich hörbar sowohl Zeit- als auch Erwartungsdruck auf Efterklang reduziert, so dass sich die Band auf »Windflowers« ohne viel Hetze freispielen kann. Ganz wie eine Blume eben, die langsam durchs Erdreich gen Sonne strebt, um vom wiederkehrenden Erblühen des gesamten Pflanzenreichs zu künden.