Review Hip-Hop

Ed Piskor

Hip Hop Family Tree Bd.2

Fantagraphics • 2014

Comic-Künstler Ed Piskor lässt seinen »Hip Hop Family Tree« weiter wachsen. Während sein erster Band sich erschöpfend mit den fest im Betonboden der Bronx verankerten Wurzeln des »Hip Hop Family Trees« beschäftigte, wandert sein beflissener Blick nun weiter nach oben Richtung Baumkrone. Er blickt bis zu jener Stelle, an der ein Ast bis zur Westküste wuchs und ein anderer die New Yorker Oldschool-Tage mit reduzierten Beats, bisher ungeahnten Rhymes und paramilitärischem Adidas-Look beendete. »Hip Hop Family Tree 2« knüpft anno 1981 der Hip Hop-Historie an, um auf rund 100 Seiten zwei weitere Jahre im Zeichen der ursprünglichen vier Elemente abzudecken. Gründlich wie er ist, lässt er allerdings auch nicht Element No. 5 außen vor – und beginnt den Band gleich mit Doug E. Fresh, der mit seinen Beatboxing Skills die Leute um sich schart. Dann blickt er kurz nach Oakland, Kalifornien wo ein 15-jähriger Too Short erste Pläne schmiedet, seine Raps auf Tape aufzunehmen. Und nach Los Angeles, wo Ice T seine kurze Karriere als mobiler DJ – durch einen Raubüberfall war er finanziell erst mal abgesichert – zugunsten eigener Rap-Pläne verwarf. Schließlich findet ein denkwürdiger Abend im New Yorker Ritz seine Erwähnung: Am 14.September 1981 kamen mit Afrika Bambaataa und Jazzy Jay, Fab Five Freddy, Futura 2000 und der Rock Steady Crew DJing, MCing, Writing und Breakdance erstmals gemeinsam auf die Bühne. Daraufhin machte sich Charlie Ahearn daran, das Hip Hop-Phänomen als Film umzusetzen: Ed Piskor nimmt sich viel Zeit (die im Comic ja Raum ist) für die Entstehung des Hip Hop-Streifens »Wild Style«. Dabei zeigt er sich besonders anekdotenreich; nicht mal die Rolle des ZDF – ja, richtig, des Zweiten Deutschen Fernsehens – wird unterschlagen. Gewohnt episodenhaft geht es weiter: Afrika Bambaataa schuf einen Welthit, der aufgrund eines Kraftwerk-Samples alsbald etwas teurer in der Anschaffung war. Ein Sugar Hill-Studiomusiker schrieb einen Song, der Street Knowledge ins Rapgame brachte und gleichzeitig Grandmaster Flashs Stellung in seiner Crew in Frage stellte. Musikpromoter Russel Simmons gab endlich seinem kleinen Bruder nach, ihn gemeinsam mit D the MC zu recorden. Dre und Yella lernten sich kennen. Ein junger Chuck D wurde von Melle Mel gedisst, da dieser in seinen Augen zu wenig »Dues gepayed« hat. Rick Rubin entwarf das Def Jam Logo. Beastie Boy Ad-Rock kaufte statt einer neuen Gitarre eine dieser Drum Machines. Und das war längst nicht alles, während der »Hip Hop Familiy Tree« wuchert und wächst. Hoffentlich wird Ed Piskor dieser Comicreihe niemals müde.