Knapp zwei Jahrzehnte nach dem letzten großen Revival kann das Wörtchen »Indie« bei musiksensiblen Menschen unter Umständen gefährliche allergische Reaktionen auslösen. Was auch nicht verwunderlich ist, bei den Verbrechen, die seither im Namen von Indie begangen wurden. Es könnte sein, dass Eat-Girls angetreten sind, um den Ruf des amorphen Nicht-Genres wieder herzustellen, wahrscheinlicher aber ist, dass das dem Trio aus Lyon ziemlich egal ist. Ihr Debütalbum »Area Silenzio« könnte man als experimentellen Indie-Rock bezeichnen, wären das nicht zwei Gegensätze, die sich komplett ausschließen.
Den beiden Eat-Girls Amélie Guillon und Elisa Artero ist zusammen mit dem Eat-Boy Maxence Mesnier ein Meisterwerk an hauntologischem Anti-Pop gelungen, bei dem die Geister von Post Punk, Minimal Wave, No Wave und Mutant Disco von den Songs Besitz ergreifen. Dass bei einem Album wie diesem die Referenzmaschine heiß läuft bis zum Kolbenfresser, dürfte klar sein. Wir hören Air, Stereolab, Broadcast, DAF, Chicks On Speed, Anika (oder Nico, je nach Alterspräferenz), Throbbing Gristle, Malaria, Siouxsie & The Banshees, Chelsea Wolfe und Os Mutantes aus diesen Songs heraus – neu zusammengesetzt zu einem einmaligen Patchwork
Area Silenzio Black Vinyl Edition