Seit einem guten Jahrzehnt nun legt Alexandra Drewchin Mut zur Merkwürdigkeit an den Tag. Als Eartheater hat das Mitglied der kosmisch-verkifften Weirdo-Metal-Band Guardian Angel zuerst über das Weirdcore-Tape-Label Hausu Mountain zwei Alben veröffentlicht, bevor sie zuletzt PAN landete und nebenbei noch ein ganzes Mixtape auf ihrem eigenen Imprint Chemical X herausbrachte. Mit »Phoenix: Flames Are Dew Upon My Skin« nun legt sie ihre vermutlich konventionellste Platte vor und merkwürdiger als hätte es nicht kommen können. Das mag daran liegen, dass die Songs im Rahmen einer Residency mit Blick auf die spanische Bergwelt geschrieben wurden, vielleicht jedoch ist Drewchin die artifizielle Verschrobenheit ihres letzten Studioalbums »IRISIRI« dann doch zu weit gegangen. Wie dem auch sei: Über 13 Songs gibt sich Drewchin als die aufgeräumte Songwriterin, die sonst in ihrem Werk durch ein Spiegelkabinett der Stilbrüche und stylishen Brechungen irrte, hier aber von A nach B über die kürzestmögliche Route C gelangt. Das Album beginnt mit elegischen Gitarrenklängen und entrücktem Gesang, arbeitet sich über schwirrende Streicher zu melancholischem Folk mit Falsett-Geschrei und abstrakten, elektroakustisch anmutenden Noise-Experimenten vor und beginnt dann wieder von vorne, geht von eingänglichen Beinahe-Hits (Highlight: »Volcano«) zu hermetischen Klangplastiken über. Flut und Ebbe, Tod und Wiedergeburt aus der Asche – das Leitmotiv des Phoenix’ wird nicht nur lyrisch, sondern auch strukturell verarbeitet. Es verleiht Drewchins Musik eine Dynamik dort, wo vorher ambitionierte Konzeptkunst Sounds im Raum arrangierte, und eine intime emotionale Qualität, zu der sich das Publikum zuvor mit Mühe durchgraben musste. Merkwürdig wirkt das immer noch, gerade weil es so direkt ist.
Upsammy
Germ in a Population of Buildings
PAN