Außer Akkordeon, Dudelsack und Vuvuzela gibt es kaum Instrumente, deren Klang so stark polarisiert wie Saxofon und Flöte. Manche Leute zählen die beiden zu den nervigsten Instrumenten der Welt andere wiederum kommen nicht ohne sie aus. Zur zweiten Gruppe gehören Earth Trax und Newborn Jr. – zwei polnische Producer elektronischer Musik, die ihre neue 12inch »Sax & Flute« ihren Lieblings-Presets gewidmet haben. Die synthetischen Blasinstrumente sind in ein sanft fließendes, hypnotisches Gebilde zwischen Deep House, »proggiger Cheesigkeit« und Breakbeat-Techno eingebettet. Das passt auch gut zum Label Rhythm Section International – bekannt für jazzigen, Hip-Hop-lastigen House. Was im Vergleich zu anderen Releases auffällt: während zum Beispiel Al Dobson Jr. und Contours fast zu schnell zum Punkt kommen, lässt sich »Sax & Flute« schier unendlich viel Zeit. »Sax Track« beginnt mitreißend, verliert dann aber rapide an Fahrt und verläuft in einer seichten Suppe mit endlosem Saxofon-Solo-Breakdown. »Flute Track« beginnt noch vielversprechender und ist über fünf Minuten lang ein komplett vereinnahmender Track, der dem E-Mu Flötensample aus »Sledgehammer« alle Ehre macht. Irgendwann wabert aber auch dieser Track nur noch ätherisch vor sich hin und berieselt das Unterbewusstsein. Irgendwie enttäuschen, aber mit loungigem, langwierigem, »aufbauendem« Deep House ist es halt so wie mit Flöte und Saxofon: Geschmackssache.
Sax & Flute