Review Jazz

Dusko Goykovich

Doo’s Blues: The 1967 Belgian Radio Recordings

Sdban • 2024

Bei Liebhaber:innen des Straight-Ahead-Jazz muss man nur den Vornamen Dusko fallen lassen, um für gläserne Äuglein zu sorgen. Vor 18 Monaten ist einer der Grandseigneurs der europäischen Szene hochbetagt in seiner langjährigen Heimat München verstorben. Wie groß das musikalische Erbe ist, das Dusko Goykovich hinterlässt, beweist einmal mehr eine seiner unzähligen Veröffentlichungen. Mit »Doo’s Blues«, dem Live-Mitschnitt einer Brüsseler Radiosession, liegt allerdings eine ganz besondere Veröffentlichung vor. Geboren im Königreich Jugoslawien, studierte Goykovich Musik in Belgrad, wo er nach dem Zweiten Weltkrieg dank der Blockfreiheit mit osteuropäischer Folklore und amerikanischem Jazz in Berührung kam, zog es ihn 1956 nach Frankfurt, wo er in den Bands von Max Greger und Kurt Edelhagen erste Erfolge feierte.

Schnell spricht sich sein außergewöhnliches Verständnis für die Spielarten zwischen Swing, Rhythm & Blues und Be-Bop herum, und schon bald verbringt er mehrere Monate und Jahre in den USA. Als Goykovich Mitte der 60er Jahre zurückkehrt, bringt er balkanisch-folkloristische Einflüsse in sein Spiel ein, die ihn schließlich weltberühmt machen. »Doo’s Blues« hingegen ist das Zeugnis einer Übergangsphase, die vor allem den starken Einfluss amerikanischer Big Bands zeigt. Das Titelstück, obwohl das einzige echte R&B-Stück, strotzt nur so vor Bluesiness; der Opener »The Hot Lick« schwelgt im markanten Blues-Lick. »B’s Waltz« dagegen ist europäischer Jazz in walzerverliebter Klarheit. Schon jetzt ein Sammlerstück.