Es ist eine ganz eigene Mischung aus ostafrikanischen Stilen, arabischer Musik, westlichen Popsongs und Bollywood-Klängen, die in den 1980er Jahren in Mogadischu, der Hauptstadt Somalias, gespielt wurde, bis Anfang der 1990er Jahre ein Bürgerkrieg das Land, das heute als »failed state« gilt, ins Chaos stürzte. Die Dur-Dur Band war in den Achtzigern eine der beliebtesten Bands in Mogadischu, wo sie in Hotelclubs, aber auch in den umliegenden Ländern auftrat. Das blühende Nachtleben, von dem auch die Musik dieses Albums eine verführerische Ahnung vermittelt, endete mit dem Bürgerkrieg, die Musiker flohen in alle Himmelsrichtungen, nicht wenige landeten in London, wo sie seit einigen Jahren wieder gemeinsam Musik machen. Vor ziemlich genau zehn Jahren veröffentlichte das Label Awesome Tapes From Africa das Tape »Volume 5« auf Vinyl und machte damit die Musik Somalias für ein neues Publikum interessant. Der Faszination dieser Musik erlag auch der Hamburger Musiker und DJ Nicolas Sheikholeslami. Er war es auch, der für die Band 2019 ein Konzert in Berlin organisierte. Während der Proben dafür entstand »The Berlin Sessions«, das erste Studioalbum einer somalischen Band seit gut 30 Jahren. Der für westliche Ohren fremde Zauber dieser Musik wirkt bis heute, auch wenn die Zeit an der Stimme von Xabiib Sharaabi, einem der drei Sänger auf diesem Album, nicht spurlos vorübergegangen ist.
The Berlin Sessions