Review

Drvg Cvltvre

Into The Endless Night

Pinkman • 2016

Vincent Koreman veröffentlicht Schallplatten als eine Art haptisch erfahrbares Archiv. Die meisten seiner Tracks releast der Niederländer ohne viel Aufhebens über Soundcloud und stellt dann daraus EPs für Labels zusammen, die vermutlich über seinem Account schweben wie Motten über einer Wintergartenbeleuchtung. Über 20 EPs veröffentlichte er allein in den letzten vier Jahren unter dem Namen Drvg Cvltvre, dazu kommen sechs zum Teil in digitaler Form erhältliche Alben. Mit »Into The Endless Night« nimmt er erneut die LP als formalen Rahmen in Angriff und klingt dementsprechend etwas weniger kratzig als in der nie der abreißenden Flut seiner Tracks, die zwischen noisigen Acid-Slammern und unterkühlten EBM-Beats einen trostlosen Entwurf von Clubmusik ausformulieren. Die acht sich über gut eine Stunde Spielzeit ausbreitenden Tracks von »Into The Endless Night« kommen weitestgehend ohne Twists und Breaks daher. Stattdessen beziehen sie ihre Kraft aus der Wiederholung, dem minimalistische gehaltenen Zusammenspiel ihrer Einzelteile und den markanten psychedelischen Untertönen, die Koremans Musik seit jeher prägt. Das macht das Album mit wenigen Ausnahmen leider auch recht unscheinbar, denn am stärksten wird die Musik Drvg Cvltvres, je weirder und zerfaserter sie wird. Toll beginnt zum Beispiel der Titeltrack, der zwischen polternder Kickdrum und filigranem Synthie-Geplinker eine interne euphorische Spannung aufbaut – und sich dann leider in der außerweltlich klingenden Sequenz verliert, die das Stück über weite Strecken alleine tragen muss. »Into The Endless Night« vermittelt den Eindruck, als würde Koreman seinen überschäumenden kreativen Flow in eine Form pressen wollen, die ihm eigentlich gar nicht steht und seine Impulsivität hemmt. Dabei leben seine sonstigen Veröffentlichungen doch vor allem davon, diese als Archivstücke erfahrbar zu machen.