Review

Dr. Octagon

Dr. Octagonecologyst

Geffen • 2014

Alles begann mit zwei Songs, die Kool Keith unter dem Namen Dr. Octagon veröffentlichte: »Dr. Octagon« und »Technical Difficulties«, jeweils produziert von KutMasta Kurt Er ließ sie Radiosendern, DJs und anderen Producern zukommen. Die Songs gerieten in die Hände von Dan The Automator – und der Rest ist Geschichte. Eine Geschichte, die in Kool Keiths erstem Soloalbum nach seinen Achtungserfolgen mit den Ultramagnetic MCs gipfelt. Mit Nakamura als Produzent, DJ Qbert an den Turntables und einem zwischenzeitlich eingestreuten Sir Menelik will Dr. Octagon anno 1996 so gar nicht in die gängigen Hip Hop’schen Klangwelten und Erzähltraditionen passen: In assoziativen Rapsalven flowt sich das South Bronx-Original wortspielreich durch Episoden im Leben seines Alter Ego, das – nun ja – ein extraterristischer zeitreisender Chirurg ist, der unter dem Vorwand, eine Gynäkologin zu sein, seine Patientinnen und das weibliche Personal belästigt. Das klingt nach waschechtem B-Movie – und Dan The Automator stellt hierfür die passende Musikkulisse. Der kalifornische Beattüftler packt Sounds und Samples zwischen Kick und Snare, die der Ästhetik von Science Fiction- und Horror-Scores Folge leisten. Wahnwitzig-verstörende Interludes, live aus dem OP des Doctors, tun ihr Übriges, um das Album Richtung deliriöse Alien-Grapsch-Fantasien zu verfrachten. Die treffendsten Worte zur Beschreibung von »Dr. Octagonecologyst« findet man bestimmt auf der Platte selbst. Zum Beispiel diese: »Like a green red blue reindeer, dead, lying down with a fawn, copulating, having sex.« Dr.Octagon nahm seinerzeit viel von dem Abwegigen, Düster-Hypnotischen und Sperrigen vorweg, was kurz darauf zum Markenzeichen von Crews wie z.B. Company Flow wurde. Und auch, wenn Kool Keith seine Figur aus Verdruss von einem weiteren seiner Aliase, Dr. Dooom nämlich, um die Ecke bringen ließ, sag ich es mit Christian Stieber: »Kool Keith, für deinen Rapstil dank ich dir.«