Review Jazz

Dos Santos

City Of Mirrors

International Anthem • 2021

Keine Angst vor Zauberei. Auf seinem Debütalbum »City of Mirrors« stellt das US-amerikanische Projekt Dos Santos Stile und Stimmungen nebeneinander, die sich in einigen Momenten wie dem ersten Stück »A Shot in the Dark« zu entrückten Gesängen aufschwingen. Ein wiederkehrendes »Aaaah«, aus mehreren Tönen übereinander geschichtet, setzt mit fast ritueller Perkussion darunter einen magischen Auftakt. Gleich danach geht es in Richtung psychedelische Cumbia weiter. Gitarren und Drumcomputer sind eine der wiederkehrenden Kombinationen der Platte, die sich laut Ankündigung als Sammlung verschiedener Traditionen versteht, in kleinen Stücken dargereicht. Gesungen wird auf Spanisch. Grenzen spielen in übergeordneter Form eine Rolle, als etwas, das es als Realität anzuerkennen und zugleich zu überschreiten gilt. Vom Konzept her klingt das recht trocken, eine Zeit lang wollten ja sehr viele Musiker irgendwie »transgressiv« sein. Doch bei Dos Santos ist der Überbau kein Hindernis für entwaffnend frische Musik, die lateinamerikanische Ansätze offen kombiniert zu überzeugend unerwarteten Songs. Was am Rand an elektronischen Effekten verbaut ist, sorgt kaum merklich für Irritation, regt vielmehr zu aufmerksamem Hören an.