Review

Donato Dozzy & Nuel

The Aquaplano Sessions

Spectrum Spools • 2014

Würde uns die allwissende Welt des Internet nichts anderes verraten, man wäre versucht zu glauben, Spectrum Spools habe eine der verschütteten Ausgaben der »Universal Indicator«-Serie aus den Archiven gerettet und mit Kosmik Kommando, John Aquaviva, The Black Dog und Reload im Wiederveröffentlichung-Inkubator gekreuzt. Entschleunigte, weiche und irgendwie zerfranste Techno-Beats, zappelnd-perkussive Polyrhythmik, rauchige Soundfetzen aus den alten Synthesizern, organisches Blubbern und hier und da ein wenig Acid in die Lücken. Alles in allem klopften wir also Anfang der 1990er Jahre an die Türen der ehrwürdigen Häuser Rephlex, Plus8 und Warp, als es diese fruchtbare Vermischung von Acid, Detroit, IDM und Ambient gab. Dabei sind »The Aquaplano Sessions« von Donato Dozzy & Nuel gerade einmal fünf bis sechs Jahre alt. Auf zwei limitierten EPs hatten die beiden Italiener zwischen 2008 und 2009 auf dem Label Aquaplano sehnsüchtig in ihren Erinnerungen geforscht, um Techno der weiteren Minimalisierung zu entheben. Im Umfeld des Labels und legendären Plattenladens Hardwax sollte damals wieder mehr Kratzen und Atmosphäre, mehr zerbrochene Rhythmik und Traumsequenzierung aufleben, damit man endlich mal vom Koks runterkommen und auf das gute alte Gras zurückgreifen konnte. Man wird ja auch nicht jünger dieser Tage. Donato Dozzy und Nuel klingen dabei weder nach reiner Nostalgie, noch nach zwanghafter Neudefinition. Was »The Aquaplano Sessions« so faszinierend macht, ist vielmehr ihre komplette Zeitlosigkeit in den grünen, duftenden Nebelschwaden.