Post-Bop mit rauchiger aber durchaus belebter Lounge-Atmosphäre, in der eben nicht das Saxofon die dominante Rolle einnimmt, finally. Stattdessen entfaltet sich auf Don Rendells »Space Walk« das Vibraphon neben einer brillanten Rhythmussektion zwischen dem Bass von Jack Thorncroft und den Drums von Trevor Tomkins über sieben Stücke, die vielleicht atmosphärisch den im Titel stehenden Weltraum ankratzen, harmonisch aber sehr geerdet tönen. Don Rendell war bis zu seinem Tod im Oktober 2015 über sechs Jahrzehnte hinweg einer der produktivsten Vertreter des Londoner Jazz, einem musikalischen Mikrokosmos, der über die vergangene Dekade erneut enorme kreative Expansionskräfte entfaltete. Mitte der 1950er Jahre sah das ähnlich aus. Als einer der ersten in den britischen Bebop eingestiegen, wirkte Rendell wie viele seiner Kollegen nonstop in diversen Combos mit, spielte mit Tony Crombie, Woody Herman oder Ted Heath und veröffentlichte Alben vom Schlage »Roarin’« (1961) oder eben »Space Walk« aus dem Jahr 1972. Ein unbestrittener Virtuose an Sax und Flöte, schien er sich als Bandleader dennoch gerne auch mal etwas zurückzunehmen, um dem engen Zusammenspiel seiner Mitstreiter den Vortritt zu lassen. Löblich und nicht selten auch richtig, darf hier attestiert werden. Denn das funktioniert über die knapp 40 Minuten von »Space Walk« auf ganzer Linie und lässt den Rerelease dieses Klassikers schwärmerischen Post-Bops zur Delikatesse geraten. Stücke wie der über tänzelnden Klarinetten aufgelöste »Summer Song« oder »A Matter Of Time«, mit seinen in dichten Bodensätzen geschichteten Rhythmen und den irrwitzigen Vibraphon-Läufen von Peter Shade, sind auch für ein kontemporäres Jazz-Publikum vergleichsweise zugänglich und bedürfen keiner stundenlangen Auseinandersetzung. Es handelt sich um eigentlich komplexe Kost mit schmackhaften Zutaten und einer durchgehend lustvoll realisierten rhythmischen wie harmonischen Würzung – also Jazz, wie ihn sich Genrefremde vorstellen würden? Wahrscheinlich, im besten Sinne.
Terumasa Hino Quintet
Into The Heaven – Hi-Nology
Le Très Jazz Club