Wer sich heute entschließt, elektronische Musik zu produzieren, steht vor der Qual der Wahl in einem Meer von Möglichkeiten. Gefühlt gibt es mehr DAWs, Presets, Samples und Stems als Katzenbilder im Netz, was nicht gerade zur Qualitätssicherung beigetragen hat, wohl aber zu einem Überangebot an verwässerten Genresuppen ohne Würze und Wiedererkennungswert. Natürlich gibt es Ausnahmen. Benedikt Frey ist seit den frühen 2010er Jahren dabei – und er scheint sich, wie Nadia D’Alò und Menqui, vollends bewusst zu sein, was mit Streaming und inzwischen quasi automatisierter Trackproduktion aus der Retorte passiert ist.
Als Antithese dazu ließe sich die Faustregel ihres Debüts »40G« mit »Weniger ist mehr« zusammenfassen. Wobei sich das »Weniger« weniger auf die Zurückhaltung in Sachen Lautstärke und Druckpegel bezieht, als vielmehr auf die Klangfarben und die verwendeten Samples. Denn laut gehört werden soll dieses Album auf jeden Fall. Als Dolphins realisieren die drei hier ein stilistisch zwar vielseitiges, instrumental aber kohärentes und ebenso kraftvolles Sounddesign, das gerne mal die viel zu lange inaktiven Dust Brothers channelt, dann wieder wie eine sorgsam selektierte Kreuzung aus Popol Vuh und The Crystal Method klingt, im nächsten Moment aber auch Reminiszenzen an die »Black Mill Tapes« von Pye Corner Audio heraufbeschwört.
»40G« ist in den einschlägigen Datenbanken dementsprechend mit Tags versehen, die von »Abstract« über »Cosmic« und »Big Beat« bis hin zu »Leftfield« und »Downtempo« reichen. Irgendwie könnte man auch Tribal Ambient aus Tracks à la »Mehr bei Nacht«, »Shwoozy« oder »Spacecat« heraushören, wenn der Glatzkopf-Milchshake zu wirken beginnt. Wichtiger als die stilistische Einordnung ist jedoch der bemerkenswert eigenwillige Tenor dieses Albums, das ganz ohne dekonstruktive Verrenkungen auskommt und dennoch eine unverwechselbare Handschrift trägt.
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40g