Käsig-weiße Millennials erkannten an den Heimcomputern ihrer Eltern den musikalischen Wert von Folder-Sounds und Warnmeldungen. Unter dem Deckmantel der Medienkunst kritisierten sie in Sound-Collagen unsere Konsumgesellschaft (oder eben nicht) und tauften die Post-Plunderphonics-Phase Vaporwave. Dass das aus dem Nichts gekommene Amsterdamer Doppel DJ Windows XP für ihre zweite EP »Sometimes I Feel Sad, Sometimes Happy« weniger Konsumkritik (oder eben doch?) denn Floor-Filling als Kerngedanken anführen, liegt in sofern auf der Hand, schaut man sich die staub trockene Kick und den einzählenden Acid-Bass des gleichnamigen Herzstücks an. Kaum ist das Setting etabliert, donnert das markante Start-Up-Sample herein und bildet alsbald die melodische Grundlage für den kaum 6-minütigen Stampfer mit Vocal-Einlage. Schön unerwartet und höchst relatable, aber auch schön flott. Einen Extended Cut zu präsentieren wäre im Nachgang vielleicht vernünftiger gewesen, denn dort passiert extrem viel. Aber was nützt schon die Vernunft? Denn ganz so wie der Titel vermuten lässt, übt sich der Rest der EP in Launenhaftigkeit. Ob melancholisch (»Maybe It Was Me«), euphorisch (»Well Sometimes«) oder hypnotisch (»Track 39«), Ziel der Reise ist das Gefühl. Immerhin mühen sich die »Meme-House«-Leute mit humorgetränkten Pseudonymen um nichts mehr als deine Emotionen zu wecken, im Optimalfall bei maximaler Aufmerksamkeit. Das Gesamtpaket wirkt daher rund, weil vielseitig einsetzbar und zugleich stets mit ironischen Zwinkern versehen. Bleibt noch die Frage zu klären: Ist der Lo-Fi-House-Zug nicht bereits durch die Endstation gebrettert?
Sometimes I Feel Happy, Sometimes Sad