DJ Swagger gehört einer Generation von Produzent:innen an, für die historische Sounds und zeitgenössische Subkulturen immer nur ein vor drei Wochen zuerst geöffneter Tab entfernt sind und dementsprechend stilistisch gehaltvoll ist das zweite Full-Length des Bielefelders. Schon der Opener »Jingle 21« lässt bei halsbrecherischer Geschwindigkeit rollende Bässe über einen Hip-Hop-Beat poltern und schmeißt dann unvermutet deep-housige Akkorde in den Mix, bevor ein kurzes Synth-Funk-Intermezzo einen abrupten Kurswechsel andeutet und dann doch wieder der Bass das Steuer herumreißt. So geht es kreuz und quer durch alle möglichen Genres hindurch und zwischen ihnen hindurch, immer auf der Suche nach der Balance des Gegensätzlichen. Vielleicht ein nur angemessener ästhetischer Ausdruck der persönlichen Themen, die der Macher darin verarbeitet hat: »Minor Major Grand Schemes« ist Dokument und Produkt einer Langzeittherapie und den daraus entsprungenen Veränderungen in Innen- und Umwelt des Produzenten. So sind dann die rasanten Stil- und Tempowechsel zwischen – auszugsweise gesprochen – Techno, UK Garage, Dubstep, Trap, House, Rap und einem gerüttelt Maß Pop dann auch weder als Ausdruck innerer Zerrissenheit, sondern deren Gegenteil zu verstehen: DJ Swaggers Musik wohnt eine innere Ruhe und künstlerische Konsequenz inne, wie sie musikalisch ähnlich gelagerten Versuchen meistens abgeht. Kurzum: ein sehr, sehr großer Wurf, dieses Album.
Minor Major Grand Schemes