Seit einigen Jahren geistert der Downtempo-Sound wieder durch die Clubs. Von manchen als Chillout in die Lounge-Ecke gedrängt, gibt Downtempo den erdrückend langsamen Beats und die, nun ja, sehr entspannt vor sich hin schwebenden Melodien einen Namen, der genau das meint, was er aussagt. Musik zum Runterkommen, zum Träumen, zum sich Verlieren und Wiederfinden. Würde man es böse auslegen, man könnte sagen: Es plätschert dahin. Sound für die Generation YouTube, die zum Lernen das Ritalin mit pissewarmen Matetee runterspült. Sound für alle, die ohne Hintergrundbespaßung nicht einschlafen und aufstehen und existieren können. Oder eben Sound, der all das vereint und trotzdem wunderschön ist. DJ Python ist so jemand, der weiß, wie man wunderschönen Plätschersound macht. Er hat ihn nicht erfunden, hatte aber zur richtigen Zeit den richtigen Riecher und veröffentlichte 2017 mit »Dulce Compañia« ein Album auf Incienso, dem Label von Anthony Naples das Ambient mit Reggaeton-Rhythmen vermischte und damit das karibisch angehauchte Gegenstück zu Downtempo-General Khotin produzierte. »Deep Reggaeton« nannte DJ Python der eigentlich Brian Piñeyro heißt, diese ungewöhnliche Mischung. Unnötig zu sagen, dass er damit einen oder gleich mehrere Nerven traf – und offenbar noch immer trifft. Schließlich kommt sein Mini-Album »Derretirse« im Juni auf dem Amsterdamer Event- und Plattenlabel Dekmantel raus. Da wälzen sich die Dancehall-Ryhtmen schon mal vor Freude auf den glattgestrichenen Teppichboden, der im Fall von »Derretirse« nach 90s-Analoggedudel von Boards of Canada, Fake-Reminiszenzen von Palmbomen und Kruder & Dorfmeister dem aus österreichischer Sicht nie mehr übertroffenen Paradeexport elektronischer Musik aus der Wiener G-Stone-Gasse, klingt. Natürlich nicht gleichzeitig, eher unmerklich und abwechselnd. Und kein bisschen langweilig.
Derretirse