So schön rotzte in der BRD der Achtziger niemand seine Songs: Die Regierung ebneten den Weg für das, was ein Jahrzehnt später als Hamburger Schule verstanden werden sollte. Gegründet vom Essener Musiker Tilman Rossmy, avancierten Die Regierung schon mit ihrem Debüt »Supermüll« 1984 zum Liebling der Spex und damit der hiesigen Indie-Szene. Der Nachfolger »So allein« von 1990 stand bisher eher im Schatten des Debüts, erscheint nun aber als Doppel-LP, erweitert um Kassettenaufnahmen. Alles in der entsprechenden Indie-Lofi-Ästhetik von damals. (Was ja jetzt wieder angesagt ist.) Aber da kommen Melancholie und Wut erst so richtig zur Geltung. Die Texte für »So allein« hat Rossmy klar und direkt geschrieben. Nichts für Phrasendrescher, sondern jede Zeile wahr und schmerzhaft. »Ich hab‘ gehört, du bist jetzt so ’ne Art Prediger, find‘ ich ganz normal. Aber ich dеnke mir, du wartest auch nur, Markus, auf den nächsten Tod«, singt er und bitterer kann man es nicht in Worte fassen, wenn man merkt, wie man sich von alten Punkfreunden entfremdet hat. Die Kassettenaufnahmen der zweiten LP sind dagegen eher Archiv und Ursprung dessen, was sich in den Songs des Albums wiederfindet. Macht trotzdem Spaß. »Wer nichts zu sagen hat, soll auch nichts sagen«, heißt es da. Und der Bezug zur Hamburger Schule ist deutlich zu hören.
So Allein & 80er Kassettenaufnahmen