Die große Verweigerung geht weiter: Die Nerven liefern mit ihrem mittlerweile sechsten Album »Wir waren hier« den Soundtrack gewordenen Mittelfinger in Richtung Gegenwart. »Mein Körper ist ein Tempel, ich reiße ihn ein«, heißt es bei den Stuttgartern dieses Mal. Ja, klar, wieso auch nicht? Ist eben alles scheiße, unübersichtlich, unverständlich. Entsprechend stellt sich »Ich will nicht mehr funktionieren« weniger als Statement, sondern mehr als Lebensgefühl heraus. Alles unterlegt mit der bekannten Melange aus Noise, Indie und Post-Punk.
Entsprechend zeigen diese zehn Songs Die Nerven auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Mit jedem Durchgang drängen sich mehr und mehr Zeilen auf, die im Geist kleben bleiben: »Warum habe ich Angst, aber du nicht?« Unterfüttert mit panischen Gitarren und Drums, in eine unverwechselbare Dringlichkeit gegossen. Mit diesem Album lässt sich die Welt nicht besser verstehen. Aber man fühlt sich weniger allein. Gegen alle Selbstoptimierungen, gegen alle Verklärungen, gegen alle Schönmalerei. »Ich weiß nicht, wie man es nennt, und ich fühle mich so fremd.« Sprachlosigkeit hörte sich selten so fantastisch an wie auf diesem Album.
Wir Waren Hier Black Vinyl Edition