Was Fela Kuti für Afrobeat war, das war Dele Sosimi für Egypt 80, die wohl bekannteste Band des Genres. Taktangebend wie richtungsweisend, hat er im Schatten des Großmeisters Afrobeat aus der Taufe gehoben. Und auch wenn Fela Kuti auf alten Aufnahmen, mit seinen passgenauen Badehosen, das Saxophon lässig um den Hals hängend, Spliff im Anschlag uns aus einem Meer blanker Busen angrinst, so hat er mit dem verruchten Sex, Drugs und Rock’nRoll wenig, wenn nicht gar nichts am Hut. Freie Liebe, ja. Und unbedingt. Aber doch nur unter der Bedingung eines freien Willens. Dele Sosimi war und ist, ganz wie sein Mentor, v.a. ein politischer Aktivist. Sein eigentliches Instrument ist die Musik selbst; instrumentalisierte Kunst, wenn man so will. Und so wundert es nicht, dass gerade der Afrobeat in den letzten Jahren des politischen Aufbegehrens wieder an Wichtigkeit und Zulauf gewonnen hat. Der Sound dieser Platte kommt wie kaum eine zweite der vergangenen Zeit an den authentischen Klang zivilen Ungehorsams heran, wie er aus dem Shrine in Lagos in die Welt ertönte. Ernsthaftigkeit gepaart mit Euphorie, verspielte Abgeklärtheit auf der Schwelle zu unbändiger Aufruhr. Im Opener »E Go Betta« kommt all das zum tragen. Entschieden und lastig, wie ein Maorikrieger erdet jede Bassdrum auf der 1 und der 3 das Grundgerüst. Dieses wird von den Hörnern, einschneidend wie Katanahiebe kontrapunktiert, und verleiht, trotz verhältnismäßig niedriger BPM-Zahlen, den Eindruck fast schon aufgewühlter Regsamkeit. Die sich stetig wiederholenden Gitarrenlicks erinnern ein wenig an eine Kobra in Abwehrhaltung. Ständig im Kreis tänzelnd, energiegeladen und jederzeit bereit auszubrechen. Das Album »You No Fit Touch Am« hat es einfach in sich. Animalisch wild, instinktiv verständlich und einfach tierisch gut!
You No Fit Touch Am