Deafheaven ist bekannt als eine der wenigen Metal-Bands, die auch Indie-Kids (wie mich) gut finden (dürfen). Verhipsterte Publikationen erkannten schnell die Besonderheit dieser Gruppe: Denn unter dem Black-Metal-Geballer lauerten verträumte Post-Rock-Arrangements und schimmernde Shoegaze-Gitarren. Blastbeats? Ja, doch auch ultramelodische Akkordfolgen. Schnell wurde Deafheaven zum bekanntesten Vertreter des sogenannten Blackgaze.
Durch ihren 2013 veröffentlichten Klassiker »Sunbather« erhielten sie viel Aufmerksamkeit außerhalb der Metal-Welt, während sie innerhalb dieser Szene auf Kritik stießen: Dass sei kein »richtiger Metal«, fanden Viele – nein, das Genre ist nicht unbedingt inklusiv, Deafheaven aber schon. Mit »Infinite Granite« ging die Band im Jahr 2021 einen radikalen Schritt weg von ihren Metal-Ursprüngen und bewegten sich hin zu purem Shoegaze; Frontmann George Clarke sang nun, statt zu schreien.
Was kommt also nun? Schwierige Situation für Deafheaven: Will man wieder den vergraulten Metal-Fans gefallen? Oder will man experimentieren? Ihr sechstes Album »Lonely People with Power« schafft es, zu Altbekanntem zurückzukehren und gleichzeitig fresh zu sein. Das Album geht hart, es hat eine unglaubliche Power; gleichzeitig wird in »Heathen« wunderschön gesungen. Komplett geklickt hat’s für mich beim Highlight »Winona«, das eine ähnlich epische Wirkung wie die frühen Meisterwerke von Arcade Fire hat.
Oft muss ich mir mit aufgerissenen Augen die Kopfhörer vom Kopf reißen und kurz mal klarkommen – ist schon ziemlich intensiv alles.
Finde mich Embryo-mäßig in der Ecke liegend!

Lonely People With Power Violet Vinyl Edition