Review Electronic

Deaf Center

Recount

Sonic Pieces • 2014

Tape des Jahres 2024

Nicht nur markiert »Recount« den Auftakt der sogenannten »Patterns«-Serie des Labels Sonic Pieces, es ist auch das erste Release des norwegischen Duos Deaf Center – Erik Knive Skodvin und Otto Andreas Totland – seit »Owl Splinters« aus dem Jahr 2011.Völlig untätig waren die beiden zwischenzeitlich allerdings nicht. Otto Totland veröffentlichte erst dieses Jahr sein Debütalbum, Erik Skodvin brachte neue Musik unter seinem Klarnamen und dem durch Andrea Belfi und Aidan Baker komplettierten Trio B/B/S heraus. Dass Deaf Center vor einiger Zeit neben einigen wenigen Konzerten ein neues Release ankündigten, war trotzdem eine außergewöhnlich schöne Neuigkeit. Denn Otto Totlands zarte Klavierkompositionen und Erik Skodvins Hang zu gestrichenen Gitarrendrones ergänzen sich auf eine selbst im übersaturierten Ambient-Markt einzigartige Weise. Jedoch ist »Recount« nun eigentlich kaum ein richtiges Album: Bei den zwei Stücken, die sich unter dem Laser-beschnittenen Cover verbergen, handelt es sich um Aufnahmen, von der eine 2008 im Osloer Proberaum und die andere 2012 in Berlin entstand. Improvisierte Ambientmusik hat ihre Tücken, zumal in einer dermaßen minimalistischen Besetzung: Können es zwei Menschen schaffen, genug Dichte zu kreieren, ohne sich in ausgelutschten Laut-Leise-Dynamiken zu verlieren? In diesem Fall: Ja. Deaf Center beweisen sich erneut als Meister der Melancholie, ob nun in der von leisen Piano-Tönen getragenen, von sattem Rauschen und sich wiegenden Drones getragenen Mitternachtsatmosphäre von »Follow Still« oder auf »Oblivion«, das nur aus diskreten, welligen Soundtexturen eine wortlose Geschichte zu spinnen scheint. »Recount« ist ohne Zweifel eines der stärksten Ambient-Releases des Jahres. Wobei stark hier natürlich so viel wie subtil, still und sanft bedeutet. Der Herbst kann also kommen. Und ein neues Studioalbum erst recht.

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