Review

De La Soul

And The Anonymous Nobody

AOI • 2016

Wenn alteingesessene Rap-Crews nach Jahren der Albumabstinenz mit einer neuen LP um die Ecke kommen, ist das zunächst einmal ein Grund zur Freude. Doch seien wir ehrlich: Die Freude schlägt schnell in ein mittleres bis schweres Ärgernis um – zumal, wenn auf der Platte kaum ein eigener Song ist, weil sie vor Feature-Gästen nur so überquillt. So gesehen steht »And The Anonymous Nobody«, De La Souls neues Album, unter einem schlechten Stern. Doch Track für Track weichen die Bedenken der Beruhigung, ja, bald schon der Begeisterung. Schnell wird klar: »And The Anonymous Nobody« ist keines dieser uninspirierten Alterswerke, mit dem man sich auf die alten Tage hin noch mal die Rentenkasse aufbessern möchte. Vielmehr ist es eine Art Klassentreffen, bei dem man sich im Kreise der Homies auf die alten Tage besinnt und noch mal zeigt, was einen einst zur Szenegröße gemacht hat. Die Platte ist ein Gute-Laune-Ding. Man merkt es Posdnuos, Dave und Maseo an, dass sie wirklich Bock hatten. Für die Produktion nahmen sie in den letzten Jahren ein paar hundert Stunden Musik unterschiedlicher Couleur auf, um sich schließlich selbst sampeln zu können. De la Soul sind da ja gebrannte Kinder. Dann riefen sie per Crowdfunding zur Finanzierung der Platte auf – mit enormem Erfolg: Etwa 600.000 Dollar kamen zusammen. Die Fans und die Feature-Gäste, u.a. Snoop Dogg, Usher, Damon Albarn und Roc Marciano, können sich freuen. Zurecht: »And The Anonymous Nobody« ist weder ein sentimentales Rührstück noch ein verächtlicher Vorwurf vermeintlicher Altvorderer, sondern einfach nur ein gutes Hip Hop-Album mit Soul, Substanz und Flavour.