Review

Dawn Of Midi

Dysnomia

Erased Tapes • 2015

Wie würde es klingen, wenn ein Jazz-Trio sich einen Minimalismus-Klassiker wie Steve Reichs »Drumming« zum Vorbild für eine Jam-Session nähme? So ähnlich könnte man sich die Entstehung von »Dysnomia« zurechtphantasieren. Denn die Musik, die das Brooklyner Trio Aakaash Israni, Amino Belyamani und Qasim Naqvi auf seinem zweiten Album darbietet, entwickelt sich aus ähnlich strengen allmählichen Verschiebungen wie in Reichs Phasing-Ansatz – auch wenn sie vielleicht nicht mit Kanon-Techniken arbeiten mögen. In jedem Fall ist ihr Material aufs Äußerste reduziert, jedes Instrument spielt ein Minimum an Tönen bei maximaler Repetitionsdichte, die Stücke entwickeln sich dabei nach und nach aus kleinen Zellen. Dawn of Midi als Jazz Trio zu bezeichnen, könnte eventuell falsche Erwartungen wecken. Doch hat die Musik, die sie an Kontrabass, Klavier und Schlagzeug sich langsam entfalten lassen, ihre Anfänge durchaus in der Improvisation. Sogar einen knochentrockenen Swing kann man in den zum Teil auf geräuschhafte Andeutungen beschränkten Rhythmen entdecken. Die gern gezogenen Vergleiche mit Ensembles wie Brandt Brauer Frick bieten sich zwar nur begrenzt an und gehen eher zu Lasten der Letzteren. Man könnte aber in der spröden Konsequenz von Elektro Guzzi eine ähnlich rigorose Haltung erkennen. Und dass man zu ihrer Musik tanzt, wünschen sich auch Dawn of Midi. Kein Problem. Man muss nur auf seine Füße achten.