Es klingt, als hätte ich das Radio an. Dabei bin ich mir sicher: Ich habe es ausgeschaltet; vor Jahren schon. Was ist das also, was hier vor sich hin dudelt; auf diese latent aggressive Art zwischen unterschwellig und nervtötend? Es ist Daughn Gibsons zweites Album »Me Moan«. Das hört sich an als hätte ein chart-bewusster A&R den dicken, schlafttablettensüchtigen Elvis reanimiert, und ihn taumelnd und dreckig zurück auf die Bühne gestellt. Mit diesem Album hat Gibson einen Rückschritt gemacht. Sein Debütalbum vereinte noch desillusionierte Country-Musik mit nebulösen elektronischen Klängen. Jetzt klingt das wieder nach einer Mitte zwischen Stilen, aber jener Mitte, die keine Richtung findet. Irgendwo zwischen Country, R&B und Pop murmelt Gibson die meist traurigen Alltagsgeschichten und findet dabei nie den Ton, der berührt. Die besten Tracks sind solche die dieses gähnende Versacken auch noch betonen: »The Pisgee Nest« hat mit seinen schiefen Gitarrenriffs den Charme einer Kaffeestunde in Jarmusch-Filmen. Der Rest: Gitarren, ein Dudelsack, hier doch ein Vocal-Sample und Synth-Bass, da Morrissey-Abklatsch (»Franco«). Es dudelt und leiert; und obwohl Gibson etwas zu erzählen hat und das auch oft poetisch tut, verschluckt die Musik, eine einzig große Trantüte, einfach alles. Ich werde die einzig konsequente Schlussfolgerung ziehen: ausmachen und nie wieder anmachen. Radiostyles.
Me Moan