Über einem Sprechchor von Kindern erklingt eine Stimme, verzerrt, wie aus einem Megaphon: »This is our list of demands: Beauty! Love! Destiny! Time, future and light!« Eine seltsame Liste. Normalerweise denkt man bei Forderungskatalogen an den Wunsch nach Steuersenkungen oder Kindergeld. Doch Damon Locks weiß, dass nur überbordende Ansprüche Veränderungen lostreten können. Auch Revolutionen sind exzessiv – in jeder Hinsicht. Die Garden der Französischen Revolution begnügten sich nicht damit, ein paar Adlige hinzurichten. Sie versuchten, einen neuen Kalender und neue Religionen einzuführen. Darin sind Revolutionen, wie schon das 19. Jahrhundert bemerkte, der Poesie nicht unähnlich. Sie ordnen das Alltägliche neu und zwingen dazu, sich dem Neuen auszusetzen.
In diesem Sinne ist Damon Locks ein revolutionärer Künstler. »List of Demands« ist eine exzessive LP, irgendwo zwischen Jazz, abstraktem Hip-Hop und elektroakustischer Manipulation. Sie kennt keinen Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Audio-Schnipsel aus der Black-Power-Bewegung der 1970er Jahre, Vogelgezwitscher und abstrakte Synthies fließen ineinander. Mal erhebt Locks seine Predigerstimme, um zwischen autoritärer Rede und abstrakter Lyrik zu wechseln. Man muss sich auf seinen Stream of Consciousness einlassen, um das Album genießen zu können. Es ist nicht einfach, aber darin liegt seine exzessive Schönheit. Locks fordert das Unmögliche. Das Paradoxe am Forderungskatalog? Alles, was Locks will, ist schon da.

List Of Demands