Livemonster, Schauspieler, inoffizieller Graffiti-Botschafter: Damion Davis ist ein multitalentiertes Phänomen und mehr Untergrund als der verdammte Erdkern. Gleichzeitig hat er ein außerordentliches Melodiegefühl, eine Vorliebe für Gitarrenriffs und keine Angst vor Pop. Auch auf seinem vierten Studioalbum »Querfeldein« versucht er diese scheinbaren Gegensätze in eine Form zu gießen. Titelgemäß bewegen sich die Albuminhalte in alle Richtungen, das eine große Thema gibt es nicht. Mal denkt Damion Davis über den Berliner Wohnungsmarkt nach (»Gentrifiziert«), huldigt dem Skateboard (»Man über Board«) oder geht tief unter die Haut (»Ohne meinen Sohn«). Der Sound bewegt sich dabei zwischen den Boom Bap-Produktionen von Mortis One und livetauglichen Rock- bis Pophymnen, produziert von SilenTone und Damion Davis selbst. Die stilistische Teilung macht das Album insgesamt homogener, ohne am Damion-Davis-Signature-Sound zu rütteln. Einzig bei »Hellwach« verliert sich die Stilsicherheit in einer seltsamen Mischung aus Drum’nBass und Autotune. Damion Davis singt wie er rappt: Energiegeladen, leidenschaftlich, charismatisch. Auf Albumlänge sind die vielen gesungenen Hooks dann aber doch nicht immer zielführend. So ist bei dem nachdenklichen »An mir vorbei« die Hook so dominant, dass sie den eigentlich starken Strophen den Platz nimmt, um wirklich strahlen zu können. Doch Damion Davis macht was er will und liefert im hyperaktiven Gewitter seiner Vielschichtigkeit keine Höranleitung. Zum Glück. Denn auch »Querfeldein« ist gerade wegen seines völlig eigenständigen und teilweise eigenwilligen Sounds absolut hörenswert.
Querfeldein