Der Chicagoer Soulsänger Peven Everett wird in der Houseszene als Säulenheiliger verehrt. Mag das vielleicht der Grund sein, warum seine Stimme so selten Verwendung auf Housetracks findet in den letzten Jahren? Traut sich niemand an ihn ran? Im Vergleich zu Everett mutet der Kölner Damiano von Erckert wie ein Grünschnabel daher, hat sich aber in den letzten Jahren als DJ und Produzent einen veritablen Ruf erarbeitet und besitzt offensichtlich die Cojones, den guten Peven in seine Gesangskabine einzuladen. Da traut sich einer. Und wie er sich traut. Auf seiner neuen EP »Mickey M. & The Marlboro Man« steht »All about lovin‘ me«, der gemeinsame Track mit Everett, im Vordergrund, neben dem Hauptmix und einem düsteren Clubmix ist auch noch Max Graef, neben von Erckert ein weiterer Housemann der Stunde, mit einem Remix vertreten. Doch erstmal von vorne. »All about lovin‘ me« beginnt mit souligen Rhodes, die von kurzem, aber kraftvollen Synthakkorden aufgebrochen werden, ehe Peven Everett sich mit akzentuierten Wiederholungen langsam aber sicher immer mehr in Ekstase steigert. Killertrack. Es kommt aber noch besser: »4 O’Clock. You are in a club“, der Name des ersten Remix ist gleich Programm, samplet Peven Everetts Stimme und loopt sie fortwährend über das mächtige Instrumental, das sich unbiegsam wie progressiv immer weiter und weiter, ganz Oliver Kahn, auflädt. Keine Frage, das ist für den Club, das ist für die Peaktime. Nicht ganz mithalten kann da der Remix von Max Graef, dessen Remix mit seiner Fokussierung auf tribalistische Drums, kurze Rhodes und überraschende Discosamples dennoch einen gewissen Charme versprüht. Ähnlich wie das ebenfalls auf der EP enthaltene »Diamonds & Girls«, das mit seinen zischenden Claps, gefilterten Discosamples und kurzen Stimmeinlagen auch der Pariser Frenchhouse-Szene Beginn der Nullerjahre entstammt sein könnte. Kurzum – Pflichtkauf!
Mickey M. And The Marlboro Man