Der Versuch, in Songs die Liebe zu einem anderen Menschen zu verarbeiten, ist so alt wie die Popmusik selbst. Doch so intensiv, ehrlich und herzergreifend (nicht im klassischen, schmalzigen Sinne) wie es dem Schotten Chris Hooson auf The Side Of Her Inexhaustible Heart gelingt, dürfte dieses Phänomen selten behandelt worden sein. Er widmet jeden Song des Doppelalbums seiner Frau Johanna, die, so Hooson, ihn jeden Tag rette. Hooson ist depressiv, eine verlorene Seele, wie es so viele in der heutigen Zeit sind – doch eine, die dagegen ankämpft und Unterstützung in der Musik und eben seiner Frau Johanna findet. Gibt es emotionalere Vorraussetzungen für eine Platte? Die Schwermütigkeit des Liebesgeständnisses wird vom Pianisten Quentin Sirjaqc perfektioniert. So bewegt sich The Side Of Her Inexhaustible Heart an der Schnittstelle zwischen Kammer- und Popmusik und wandert den schmalen Grad zwischen künstlerischer Melancholie und handfester Depression. Letztendlich konfrontiert uns Hooson hier mit der dunklen Seite der Popmusik, ohne uns in den Abgrund zu ziehen. Vielmehr hat man das Gefühl, Zeuge zu werden, wie er sich mit Hilfe seiner Frau, sowie seiner Hörer und seiner Musik aus dem Abgrund herauszieht. Nach über 77 Minuten dieser schweren Kost ist man erleichtert, an dieser inneren Katharsis des Engländers teilhaben zu dürfen. So viel Ehrlichkeit steht Popmusik gut zu Gesicht.
Dakota Suite & Emanuele Errante
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Karaoke Kalk