Review

Daisuke Tanabe

Floating Underwater

Ki Records • 2014

Daisuke Tanabe ist wirklich ein »Shopping Mall Super Star«, wie es einer der Titel seines zweiten Soloalbums verspricht. Der Japaner, der schon 2009 auf Christian Löfflers Schallplattenlabel Ki Records den Schritt nach Deutschland wagte und nun nach einem Zwischenspiel auf Project: Mooncircle für »Floating Underwater« auf das Kölner Label mit dem japanischen Namen zurückkehrt, schlurft lässig durch mit Samples und Stilfetzen vollgestopfte Einkaufsregale. Hier pickt er sich einen Jungle-Part raus, dort einen Hip Hop-Beat, eine große Packung Glitch und ein Tütchen IDM dürfen auch nicht fehlen. Mit dem überquellenden Einkaufswagen rattert Daisuke Tanabe dann schnurstracks an der Kasse vorbei – »Fun Robbery« nennt sich das anscheinend – und bringt die gesammelten Soundschätzchen nach Hause, um sie in der heimischen Werkstatt auseinanderzunehmen und wieder ineinander zu stecken, und sei es mit Gewalt. Was der eklektische Bastler Daisuke Tanabe auf zwei Zehnzollern zusammenbringt, das gehört nicht zwangsläufig beisammen. Und doch steht, läuft und springt es wie ein aufgekratzter Homunkulus durch die Gegend. Das mag wohl am Kleber liegen: Die gebrochen Beats werden von haftungsstarker Melancholie zusammengehalten und glänzen mit analoger Patina. »Floating Underwater« ist weniger ein Album, als vielmehr ein eigenes kleines Wesen: fremdartig, faszinierend und freundlich.