Nicht lange mussten wir auf das nächste Werk von CS + Kreme werten. Das australische Duo hat der samplebasierten Musik in den letzten zehn Jahren eine Frischzellenkur verpasst, so eigenwillig wie kaum eine andere dieser Tage. Zuletzt mit den wahnwitzigen Dekonstruktionen auf »Orange« (2022) die Welle machend, folgt nun nach zwei Jahren Streich Nummer drei. Zu lachen gibt es aber nichts. Eher schon zieht »The Butterfly Drinks The Tears Of The Tortoise« wie eine Kollektion von Träumen und Traumata am inneren Auge vorüber, während das Songwriting in Glossolalien die Gesprächstherapie beginnt. Wo sich auf früheren Releases downtemperierter Ambient Dub á la Bill Laswell und der trendbrechende Eklektizismus von Coil oder den Dust Brothers zur Emulsion gerieten, sind auf diesem Album vorwärtsdenkende Elektroakustik und selige Folk-Arrangements Teil der Mixtur.
So erinnern Tracks wie das sepiafarbene »Master Of Disuise« oder die kryptischen Dissonanzen von »Uki« nicht selten an das Kammerflimmer Kollektief oder die Projekte von Christian Schoppik (Brannten Schnüre, Läuten der Seele) und Joahnnes Schebler (Baldruin, Freundliche Kreisel) – ebenfalls begnadete Collagenbastler zwischen Analog und Digital. Insgesamt zeigen sich CS + Kreme auf diesem Album also mehr an ersterem interessiert und vollziehen den instrumentalen Richtungswechsel im Laufen, klingen einerseits unverwechselbar nach sich selbst und doch wieder frisch, weitsichtig, mutig. Dass die Voice-Samples des finalen »COTU« wie aus dem Grab gechannelter Gesang von John Balance klingen, ist wiederum weniger Zufall als ein schalkhafter Reim der Musikgeschichte. So ist es ein großes Glück, diesem Projekt beim Wachsen und Mutieren zuhören zu dürfen.
The Butterfly Drinks The Tears Of The Tortoise